Rund ein Viertel der Patient:innen in deutschen Krankenhäusern ist nachgewiesenermaßen mangelernährt. Damit einher gehen steigende Liegezeiten im Krankenhaus, eine zunehmende Komplikationsrate, ein steigendes Sterberisiko, eine gestörte Wundheilung und vor allem eine verminderte Lebensqualität der Betroffenen. Seit Februar 2025 ist die 26-jährige Merle Faber als Ernährungsberaterin im Krankenhaus Bethanien Moers tätig. Hier etablierte sie unter anderem ein neues Screening auf Mangelernährung, das Nutritional Risk Screening (NRS 2002) nach den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel, mit dem bereits bei der stationären Aufnahme eine mögliche Mangelernährung festgestellt und so noch schneller behandelt werden kann.
Nutritional Risk Screening im Detail
Das Nutritional Risk Screening dient der früh- und damit rechtzeitigen Erkennung von Ernährungsstörungen anhand eines Scores und identifiziert das Risiko für eine Mangelernährung bei Patient:innen im stationären Rahmen. Ist das Vorscreening auffällig, wird ein Hauptscreening durchgeführt. „Konkret müssen im Rahmen des Vorscreenings vier Fragen durch Pflegefachkräfte und die Patientinnen und Patienten beantwortet werden. Dazu gehört die Frage nach dem BMI, ob der Patient bzw. die Patientin in den vergangenen drei Monaten an Gewicht verloren hat, die Ernährungsaufnahme gestört ist oder eine konsumierende Erkrankung, wie etwa COPD oder Krebs, vorliegt“, erklärt Merle Faber den ersten Schritt des Screenings. „Wird eine der vier Fragen mit ,Ja‘ beantwortet, führe ich ein Hauptscreening durch und spreche mit den Patientinnen und Patienten.“ Hierbei werden Themen wie Gewichtsverlust oder Krankheitsschwere detaillierter betrachtet und die Ergebnisse bepunktet. „Werden hierbei drei Punkte oder mehr erreicht, liegt ein Ernährungsrisiko vor und ich erstelle einen Ernährungsplan“, beschreibt Merle Faber, die ihren Bachelor-Abschluss in Ernährungsberatung an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement absolvierte, die weitere Vorgehensweise. „Bei diesem Hauptscreening mache ich auch bereits eine kurze Ernährungsberatung – und gebe, falls notwendig, Tipps für zuhause.“ Über das sogenannte Konsil erfolge dann eine Ernährungsempfehlung, zum Beispiel eine Therapie mit Trinknahrung, für den Ärztlichen Dienst.
Große Vorteile für Patient:innen und Pflegepersonal
„Durch das Screening fällt eine Mangelernährung direkt bei der Aufnahme im Krankenhaus auf und kann umgehend therapiert werden. Das ist gerade bei noch unerkannten Mangelernährungen sinnvoll“, so die Ernährungsberaterin, die sich aktuell in der Ausbildung zur Diabetesassistentin befindet. „Wir können unseren Patientinnen und Patienten so noch schneller, spezifischer und zielgerichteter Hilfe anbieten. Für die Pflegefachkräfte bedeutet das Vorscreening mit lediglich vier Fragen, weniger Arbeitsaufwand im ohnehin schon stressigen Arbeitsalltag, und einen effizienteren Umgang mit Patientinnen und Patienten mit Mangelernährung oder einem erhöhten Risiko dafür“, erklärt Merle Farber.
Mangelernährung – kurz erklärt
Eine Mangelernährung lässt sich in zwei Kategorien unterteilen. Die qualitative Mangelernährung entsteht durch eine einseitige Ernährungsweise. Sie löst etwa einen Eiweißmangel aus und führt dann zu Muskelverlust und einem größeren Infektionsrisiko. Die quantitative Mangelernährung entsteht oftmals in Folge einer Erkrankung. Auch aus ihr können Muskelschwäche, ein erhöhtes Infektionsrisiko und im schlimmsten Fall ein erhöhtes Sterberisiko resultieren.
Vorankündigung: Kochbuch „Bethanien kocht“
In Kürze wird das erste Exemplar einer neuen Bethanien-Kochbuchreihe aus der Feder von Merle Faber erscheinen. Mit dem Titel „Bethanien kocht | Rezeptsammlung – Günstig und gesund durch die Woche“ erklärt sie mithilfe von leckeren Rezepten, wie eine nährstoffreiche gesunde Ernährung gelingen kann, ohne dafür viel Geld auszugeben. Voraussichtlich Anfang 2026 wird das Buch gegen eine Spende für Patient:innen erhältlich sein.